Samstag, 20. September 2008

DANKE, KÖLN!

(Bild: REUTERS)

Ich muss gestehen, die Bewohner der Rheinmetropole sind mir mitunter etwas suspekt. Sie sprechen oftmals in einer mir gänzlich unverständlich und seltsam klingenden Sprache und wenn im Frühjahr die Karnevalisten das Stadtbild mit Bonbongewerfe und komischen Ausrufen in noch komischeren Kostümen dominieren, dann scheiden sich bei mir die Geister.
Derzeit sind mir die Kölner aber äußerst sympathisch.
Die rechtspopulistische Wählergruppe pro Köln e.V. plante in der Rheinmetropole einen „Antiislamisierungs-Kongress“ abzuhalten, zu dem Rechte aus ganz Europa geladen waren. Die Wählergruppe, die mit vier Abgeordneten im Rat der Stadt Köln sitzt, wird vom Verfassungsschutz beobachtet und propagandiert ziemlich fade Pauschalisierungen, wonach natürlich die Ausländer an allem Unglück (in diesem Falle Arbeitslosigkeit, Kriminalität und die Senkung des Bildungsniveaus) verantwortlich sind. Das sollte doch eigentlich nicht neu sein. Neu ist höchstens, dass ausnahmsweise jetzt mal nicht die Juden sondern die Moslems an allem schuld sind.
Klar. Schließlich ist ja jeder Moslem Fundamentalist, jede Frau mit Kopftuch trägt einen Bombengürtel unter dem Kleid, während ihr Gatte – der ihr selbstverständlich in einer Zwangsheirat unter Androhung von Ehrenmord zur Hand gegeben wurde – Zuhause auf der Plüschcouch sein Schläferdasein fristet. Moscheen dienen selbstverständlich auch nicht der Zusammenkunft Gläubiger und dem gemeinsamen Gebet, sondern sind ausnahmslos Brutstätten von Hasspredigern, wenn nicht gar Ausbildungscamps für Talibananhänger. Und bestimmt ist der Gammelfleischskandal ein Komplett fundamentalistischer Dönerverkäufer, die so den „Ungläubigen“ schaden wollten.
Wenn es nicht wirklich genügend arme Irre gäbe, die solch einen Bockmist glauben, könnte man darüber lachen.
Dass es in der Tat etliche Probleme mit einigen Bürgern mit Migrationshintergrund gibt, dürfte vom Konservativen, über den Liberalen, dem Sozialdemokraten bis hin zum kommunistisch Geprägten jeder mitbekommen haben. Und sicherlich auch, dass es dringender Lösungen bedarf. Aber braucht die Gesellschaft dazu rechtsideologisches Gedankengut?
In Köln jedenfalls, hatte die umstrittene Wählergruppe die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Pro Köln e.V. hatte gestern zu einer Pressekonferenz auf den Ausflugsdampfer „Moby Dick“ geladen. Die Rechtspopulisten hatten Glück. Es flogen keine Harpunen, sondern nur Steine und Farbbeutel. Die Wurfgeschossen haben zum Glück nur Sachschaden angerichtet. Wobei auch erwähnt werden sollte, dass der Reeder lt. eigener Aussage keine Ahnung hatte, was für eine Gruppierung das Schiff angemietet hatte. Das Ziel der Gegendemonstranten wurde auf jeden Fall erreicht: Moby Dick dümpelte ziellos über den Rhein, während die Rechtspopulisten etwas konsternierte Interviews gaben, in denen sie sich darüber echauffierten, wie mit ihnen als Demokraten umgegangen würde.
(Und ich dachte immer Rechtsextremismus und Demokratie wären etwas völlig Gegensätzliches!)
Die anschließend geplante Rundfahrt durch Kölner Problemstadtteile – natürlich die mit erhöhtem Ausländeranteil – und zur Deutschlandzentrale der Türkisch-Islamischen Union (wo eine Moschee errichtet werden soll) wurde aus Sicherheitsgründen von der Polizei abgesagt. Und dabei wurde pro Köln e.V. sehnlichst erwartet: eine Menschenkette aus hunderten Kölner Bürgern stand als denkender Gegenpol im Stadtteil Ehrenfeld bereit. Das Ergebnis könnte man aus Sicht der Rechten als R(h)einfall bezeichnen.
Für den heutigen Tag hatten die Rechtspopulisten eine Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt geplant, diese wurde aber von den Kölner Behörden verboten. Dennoch hatten sich ca. 5000 Kölner Bürger zur Demo gegen rechts versammelt.
Schade nur, dass es wieder ein paar Bekloppte gab, die diesen wichtigen Anlass für ihre eigenen Zwecke ausnutzen mussten. Natürlich gab es wieder einige Linksautonome, die marodierend durch die Stadt zu ziehen versuchten.
Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass sich ähnliche viele Menschen wie bei den Rosenmontagsumzügen eingefunden hätten, um zu demonstrieren: Köln – nazifreie Stadt. Und von mir aus: Kamelle gegen rechts!

1 Kommentar:

Y hat gesagt…

Schön geschrieben! Und sooo wahr!