Dienstag, 16. September 2008

"I see dead people!!!"


Leider ist in den vergangen Jahren der "Tag des offenen Denkmals" an mir vorbei gezogen. Diesmal sollte es nun anders werden.
Und das wurde es auch.
Zu dumm nur, dass meine Heimatstadt ein schier unerschöpfliches Angebot in petto hatte, ich jedoch nicht im Besitz des Zeitumkehrers einer gewissen Hermione Granger bin. So blieb mir nur einige ganz wenige Ziele aus dem enormen Programm heraus zu picken.
Ziel 1 war die Parochialkirche, bzw. die Gruft selbigen Gotteshauses.
Besagte Kirche befindet sich im Herzen Berlins und erscheint dem geneigten Auge bis auf den fehlenden Kirchturm als wahres Kleinod. Leider trifft die Redewendung "außen hui, innen pfui" genau des Pudels Kern.
1944 ließen Brandbomben den Kirchturm einstürzen, das Interieur verbrennen und die Glocken schmelzen. Bis zum heutigen Tage zeigt sich der einstmals prachtvolle Innenraum trostlos und relativ leer, kahle Wände und bloßes Mauerwerk zurück lassend, wo ehedem ornamentale Malerei und eine Empore den Andachtsaal zierten.
Von dieser Katastrophe nahezu gänzlich unbeschadet blieb die Gruft.
Diese wurde erst nach dem Kriege beschädigt. Grabräuber und Vandalen verschlug es in die Gruft, wo sie Särge aufbrachen und zu plündern versuchten. Die Übergriffe führten schließlich dazu, dass der damalige Pfarrer alle Särge bergen und in eine Gruftkammer verbringen ließ. Fenster und Türen wurden vermauert und die Toten überdauerten ungestört den real existierenden Sozialismus.
Kurz nach der Wende wurde man sich der Leichen im Keller bewusst. Die Gruftkammer wurde aufgebrochen und nun zeigte sich erst das ganze Ausmaß der Totenschändung. Alleine 32 abgerissene Köpfe zählten Gemeindemitarbeiter.
Die Särge wurden repariert, die Toten erneut zur Ruhe gebettet und auf die Grabkammern aufgeteilt. Ob die Verstorbenen allerdings in ihren originalen Särgen und einstmals erworben Grabkammern liegen ist mehr als fraglich.
Nun, an diesem 13. September wurde die Totenruhe erneut gestört.
Etwa vierzig Neugierige folgten dem Gemeindemitarbeiter die Treppe hinab in den Kreuzgang der Gruft, betrachteten mit gemischten Gefühlen die Öffnung in der Decke, die als Pforte ins Totenreich wortwörtlich fungierte und lauschten gebannt den Erzählungen des Gruftführers.
Die ersten Besucher zückten die Kameras und lichteten die Sarkophage fürs Familienalbum ab. Dieser Morbidität schloss ich mich selbstverständlich an.
Als ich am Abend die Bilder hochgeladen hatte und sichtete, konnte ich mir ein ziemlich pietätloses Grinsen nicht verkneifen.
Lichtreflexe hatten auf einige Bilder etwas gezaubert, was in gewissen Fachkreisen als Orbs bezeichnet wird. Diese Orbs werden von manchen Zeitgenossen für die ruhelosen Seelen Verstorbener gehalten.
Sei es drum - I see dead people!!!

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